Freitag, 28. Juni 2019

Is there a secret to happiness

Ein Freund erzählt mir von seiner Depression in der er versucht sich den kreativen Seiten des Lebens zu widmen, diese als Meditation zu sehen. Gleichzeitig scheint ihn die Frage nicht loszulassen, die er mir schließlich stellt: Gibt es ein Geheimnis zum Glücklichsein?

„Natürlich nicht“ möchte ich ihm entgegnen. Wenn Glücklichsein ein Geheimnis wäre, so  könntem es versteckt werden. Es wäre vielleicht nicht jedem zugänglich und stünde nur bestimmen Menschen offen. Geheimnisse werden gerne gelüftet, manche schaffen es geheim, originalverpackt zu bleiben.

Gehütet, verborgen, nicht zugänglich. Kann das ein innerer Zustand sein? Denn was ist Happiness, etwas bescheidener vielleicht Zufriedenheit, denn anderes, als ein innerer Zustand, in unserenGesellschaft, in der es den meisten Menschen nach der maslowschen Basis an nichts fehlt.

Was der Freund mit seiner Frage allerdings meint: Gibt es einen schnellen, kurzen, einfachen Weg, glücklich zu werden wenn man es sein Leben lang nie richtig war, nie richtig empfinden konnte? Gibt es vielleicht den Moment der Enthüllung, den Moment bei dem man laut „Aaah“ ruft und alles ist gut. Gibt es sie, die Glücks-Jeany in a bottle?

Ich möchte ihn nicht verärgern mit scheinbar spießigen Wortklaubereien und gehe den Weg den er bereits erwähnt hat: Die Kreativität. In seiner Depression ist er fähig, sich auszudrücken. Malen, Musizieren, Schreiben, Kochen, Buchstaben in den Sand ritzen. Er lässt zu, was sich aus ihm herausschält, er entdeckt sein Gold aus der dunklen Seite des Nicht-Funktionierens im Sinne unserer gesellschaftlichen Erwartungen. Er ist ganz bei sich in diesen Tätigkeiten, die er nicht tun könnte, wären sein Schmerz und seine Ängste betäubt. Mit Drogen oder der Ablenkung des betriebsamen Müssens einer wirtschaftlich notwendigen Tätigkeit. Bei vielen Menschen ist das der Beruf. 

Unsere dunkle, oftmals depressive Seite, sie ist der Ursprung des kreativen Potentials das sich an die Oberfläche traut wenn wir nicht müssen, wenn uns alles egal ist. Dann tun wir es - ob wir danach gelobt werden oder nicht, ob es für andere Sinn macht oder nicht, ob es wirtschaftlich verwertbar ist oder nicht. Diese Momente, einer nach dem anderen. Diese Zeit der Tiefe, sie ist es vielleicht - das Geheimnis zum Glück im Augenblick. 

Vielleicht ist auch der Versuch des Lüftens der Ausgangspunkt dafür, es zu finden. Es herausschälen zu wollen aus sich selbst - Schicht für Schicht. Bis zum Kern. Bis ganz nach Innen.

Professionelle Hilfe ist für mich dabei essenziell. Medikamente ohne Hinterfragen, ohne therapeutische Begleitung, das kann nicht langfristig helfen. Es ist oft nur ein kurzfristiges Wiederaufrichten um schnell so wie vorher weiter machen zu können. Das ist, als drücke man Luftblasen unter Wasser. Sie kommen an anderer Stelle wieder hoch. Je tiefer man sie vorher gedrückt hat, desto gewaltsamer bahnen sie sich ihren Weg wieder nach oben. Die populäre Schule des Positiven Denkens ist für mich solch ein Ansatz „Ich kann alles, wenn ich nur möchte.“, lässt uns am Ende noch schlechter, noch kleiner, noch trauriger fühlen, wenn wir es wieder einmal nicht geschafft haben „einfach“ positiv und glücklich zu sein.

Ich bin mir sicher, wir sollten dorthin gehen, wo unsere emotionalen Wurzeln sind: In unsere Kindheit. Behutsam, wohlwollend, ja liebend diese betrachten. Darüber sprechen, gehört werden, begleitet, für ein essenzielles Verstehen woher unsere unangenehmen Emotionen und behindernden Glaubenssätze kommen - es ist Arbeit. Arbeit die nicht in ein paar Tagen, auch nicht in ein paar Wochen getan ist. Arbeit, die nie endet, nie in Rente geht - möchten wir uns weiter entwickeln zu uns selbst, möchten wir wachsen um zu werden was wir sind und immer mehr zu sein was wir sind - im Augenblick. Diese Aufgabe, sie endet erst, wenn wir nicht mehr hier sind.

Wenn es also ein Geheimnis zu lüften gibt, dann vielleicht das Akzeptieren, dass es keine kurzfristige, schnelle Aha-Methode gibt, dass es keinen Traumpartner kein schnelles Auto, keinen Schamanen und auch keinen Coach oder Therapeuten und schon gar keine Tablette gibt, die die Decke für uns lüftet und uns ewig glücklich sein lässt. Es gibt einen Weg und den gehen wir selbst - am besten begleitet - wohin er uns führt wie weit hinein er uns führt, das bestimmen wir selbst. Wenn wir mit schnellen Lösungen an der Oberfläche bleiben möchten, dann bleiben wir dort. 

Wir dürfen nicht die Verantwortung abgeben und erwarten, dass von außen der heilige Windstoß kommt, der das Geheimnis zum eigenen Glück lüftet, denn das müssen wir selbst tun. Schritt für Schritt. Nach und Nach. Dieses achtsame Vorwärtsgehen das könnte es sein, ein "Secret to happiness".

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