Montag, 13. Juli 2015

Schreiben ist...

...für mich oftmals besser als Sprechen weil es langsamer ist. Weil ich mich beim Sprechen meist nicht ehrlich fühle, Dinge sage, die ich nicht sagen will. Weil wichtige Dinge wenn sie gesprochen sind wieder aus meinem Kopf verschwinden, auch wenn ich sie behalten möchte. Weil ich das Gefühl habe sprechend viel schneller zu verletzen als schreibend. Weil Stille am Telefon blöd ist. Weil ich beim Sprechen lustiger bin als ich eigentlich bin, als ich sein möchte.

Die angeblichen Nachteile des Schreibens sind für mich Vorteile. Ich sehe nicht dem anderen ins Gesicht, seine Bewegungen, höre nicht seine Stimme, sein Tempo, seine Tonlage. Genau das, was mir meine Sensoren übermitteln von der anderen Person, genau das fehlt. Vielleicht ist das der Grund warum ich lieber schreibe. Nichts lenkt ab von dem was ich sagen möchte. Nichts was meine sensiblen Sensoren wieder einmal dazu veranlassen könnte zu sagen, was ich nicht sagen möchte nur weil ich überspielen möchte, dass ich die anderen zu sehr fühle, zu sehr sehe, denn etwas wichtiges fehlt beim Schreiben: Der Mensch der empfängt, der Mensch, wie er empfängt. Das Leben eben.

Weil mir das Leben der anderen Menschen, der Welt oftmals zu schnell, zu hart, zu laut, einfach zu viel ist, bin ich lieber in Ruhe mit mir wenn ich mich mit Menschen unterhalte, schreibend eben.

Beim Schreiben überlege ich manchmal lange was ich schreibe, geschrieben habe, überlese, überdenke, korrigiere, stehe auf, laufe weg, komme wieder. Speichere. Verzögere. Überlege wieder. Lösche. Habe Zeit bis es fertig ist. Bin in meinem eigenen, langsamen Tempo. 

Klar ist, die Welt funktioniert nicht in meinem Tempo und daher kann ich nur mit Schreiben in dieser Welt nicht überleben. Doch ist es mir eine wichtige Motivation um zu überleben in der Welt, in der eben dieses Überleben meist vor das Leben geht und in der das Leben für viele Menschen nur aus Überleben besteht. Denn Schreiben ist für mich Leidenschaft, Lust, Freude. Leben eben.

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