Mittwoch, 15. Juli 2015

Abschied vom Abschied


Im Abschied nehmen bin ich schlecht. War ich schon immer. Ich meine nicht nur die großen Abschiede, die von geliebten Menschen die aus dem Leben gehen. Von diesen großen Abschieden hat Gott, das Universum oder wie man das große Ganze auch nennen mag, mich bisher ziemlich verschont, vielleicht auch, weil mir schon die kleinen Abschiede so schwer fallen, immer schon schwer fielen, vielleicht weil er, es oder sie weiß, dass ich sie automatisch mit dem Altern lernen werde, lernen werde müssen. 

Schon im kleinen Abschied bin ich nicht gut. Im Aufhören Dinge zu tun die ich liebe. Schon als Kind, nur von einem Spiel Abschied zu nehmen fiel schwer. Wenn ich warm lief, wenn ich mitten drin war, wollten die anderen Kinder meist nicht mehr und ich empfand das Aufhören zu früh. Immer ein Abschied nicht nur vom Spiel, von den anderen, sondern auch Abschied davon, zu denken es würde sich ändern, ich könnte den Abschied auch selbst irgendwann wollen um mich auf neues zu freuen. Der Eindruck, immer Abschied nehmen zu müssen nur weil alle anderen schon weg sind und nicht weil ich aufhören möchte, weil ich auch fertig bin, oder weil mich etwas neues, schöneres erwartet. Dieser Eindruck blieb als einziger immer der, der nie Abschied von mir nahm. Also sollte ich vielleicht einmal Abschied davon nehmen, dass ich das Abschied nehmen irgendwann lernen würde und dass es irgendwann etwas sein würde was für mich natürlich sein würde. Abschied ist für mich immer etwas negatives, trauriges und am Ende immer etwas zutiefst einsames. Vielleicht oder auch weil ich für alles länger brauche und dann nicht soweit bin wie ich sein sollte wenn es soweit ist und der Abschied ein erzwungener ist. Ein nicht selbst bestimmter. Sind das nicht die meisten Abschiede?

Vielleicht ist es auch der Grund warum ich alle wichtigen Stationen die Menschen sich als "Meilensteine" selbst im Leben schaffen wie Heirat, Taufe, Jubiläen, für mich selbst nie zuließ. Aus Angst davor, sie wären dann vorbei und ich wäre wieder einsam mit dem Gefühl mich nicht richtig von ihnen verabschiedet zu haben, sie nicht richtig erlebt zu haben bevor sie gingen, nicht genug Zeit für sie gehabt zu haben, wie für fast alles in meinem Leben. Und am Ende wieder einsam zu sein mit diesem Gefühl.

Das große Ziel meines Lebens ist vielleicht also Abschied nehmen lernen um dann, wenn er da ist, der eine wirklich große, zu sagen: Ich bin soweit auch ohne Heirat, Taufe, Jubiläum. Ich habe sie alle nicht gehabt diese Meilensteine der Vergänglichkeit, nur weil ich ihre Vergänglichkeit nicht ertragen konnte, aber etwas habe ich gehabt: Gefühle und Gedanken. Und davon viele. Genug vielleicht um irgendwann zu sagen: Davon genug jetzt. Abschied davon.



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