Angekommen. Angekommen im Finistère, am westlichsten Zipfel Frankreichs, 1200 Kilometer entfernt von meiner Heimatstadt. Ich war irgendwann losgefahren. Die lange Strecke wog schwer auf mir, als wäre sie eine Last, die ich bewusst auf auf mich genommen hatte um sie zu tragen, um sie am Ende los werden zu können. Um zu wachsen mit jedem Kilometer der Entfernung als Maß für die Erleichterung. Als wäre die Entfernung eine Richtzahl für meine eigene Entfernung von mir selbst, hatte ich mir, nur nach Ruhe suchend, zielsicher den Ort ausgesucht, der wohl am weitesten entfernt von meiner Heimat schien. Keine touristische Hochburg und nicht überlaufen. So wollte ich auch nicht überlaufen, wollte leer werden.
Ich war voll. Voll von Traurigkeit, die überquoll wie ein Schaumbad das einlief und dem man vergessen hatte, den Hahn abzudrehen. Irgendwann würde es auch nicht mehr schäumen weil der Schaum über den Rand getreten wäre und schließlich nur noch klares Wasser darüber floss. Auch die kleinen Schaumreste waren davon geschwommen, hatten sich aufgelöst wie kleine Wolken auf Wasser. So lief mein Wasser vor sich hin aus der Wanne und ich war nicht fähig gewesen den Hahn abzudrehen und vielleicht war das der Grund, warum ich unbedingt ans Meer wollte. Dorthin wo Wasser im Überfluss war, nicht fähig überzulaufen, nur in Form von Gezeiten die der natürliche Überlauf waren. Ein Überlauf nach Gesetzten des Mondes, nach natürlichen, schönen Gesetzen. Vielleicht konnte ich vom Meer lernen so überzulaufen wie es das konnte, ohne dafür getadelt, verkleinert oder für dumm gehalten zu werden. Ohne ausrastend, hysterisch, zu groß, zu klein, zu laut, zu dumm, zu brutal oder einfach nur ohne beurteilt zu werden. Ja, einfach nur das wunderschöne, nicht ruhige, doch in sich ruhende Meer zu sein.
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