Sie saß dort auf den abgewetzten, mit dunklem Leder bezogenen Bänkchen. Auch die Tischplatte war dunkel, quadratisch, kantig, der Tisch am Boden festgeschraubt, nicht verrückbar, ebenso wie die Bänke. Man konnte sich gegenüber sitzen in dem Abstand, in dem es die Möbelstücke vorgaben. Nicht verrückbar. Nah und fern zugleich, im fremd bestimmten Abstand.
Sie spürte das abgewetzte Leder der Sitzfläche auf der Haut. Sie spürte alles auf ihrer Haut, jedes einzelne Muttermal von denen sie mehr als hundert hatte. Am ganzen Körper. Sie wusste, sie alle waren gut. Das sagte zumindest der Arzt jedes mal, wenn sie zur Kontrolle ging. Keines ihrer vielen Muttermale war eines, das sich zu etwas Bösem verändern würde. Zumindest jetzt nicht. Sie waren liebartig. Noch.
Der Raum war dunkel und sie waren nicht die einzigen Gäste. Sie saßen in einer Art Schaufenster der Kneipe zur Straße hin. Der Gehsteig vor dem Fenster war mit parkenden Motorrädern übersäht. Sie standen kreuz und quer, nach nichts sortiert, so wie ihre Gedanken kreuz und quer, nach nichts sortiert auf dem Gehsteig ihres Kopfes geparkt waren, jederzeit zur Abfahrt bereit. Hoffend, jemand würde aufsteigen und mit ihnen losdüsen. Ein Fahrer der sich in den Wirren der großen Stadt auskannte wie in den Wirren der Wege ihres Gehirns.
Sie spürte noch immer die Muttermale, den abgewetzten Stoff und genauso das Ignoriert werden von den beiden Männern die am Tisch weiter hinten, im dunkleren Teil der Kneipe saßen. Die Männer, die in ihren dunklen Anzügen genauso wenig hierher passten wie sie es tat. Ganauso fremd in diesem Raum der besser zu einer englischen Rocker-Gang gepasst hätte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen