Samstag, 29. Dezember 2018

Eltern - am Kern des Problems

Weihnachten - die Zeit mit der Familie. Wenn große Familientreffen, dann an Weihnachten. Und warum, überfordert uns das oft, vor allem uns, die erwachsenen "Kinder"? Warum können wir selten die Zeit mit den alternden Eltern genießen, wohlwollend über Ihre Schwächen und seit Jahrzehnten gleiche, immer wiederkehrenden Aussagen lächeln und diese Zeit einfach die gemeinsame Zeit sein lassen? Warum nur, sind wir genervt, überfordert, froh wenn wir wieder in unser eigenes zu Hause können - auch wenn unser Gewissen uns einredet, dass wir länger hätten bleiben sollen?

Warum, so fragte mich ein Freund, bin ich überfordert? Und warum, so schrieb eine andere Freundin, bin ich so genervt von Ihnen? Und warum, so die Dritte, möchte ich bleiben und kann es nicht weil sie mich so aufregen? Warum haben wir alle diese Gefühle, diese Wut wenn wir mit der Familie über längere Zeiträume verbringen, so wie damals, nur dass wir nicht mehr im damals sind?

Vielleicht weil wir uns verändert haben und sie sich unserer Meinung nach nicht. Vielleicht, weil wir sie ändern wollen und weil sie unsere Schwachpunkte kennen, sie triggern. Vielleicht, weil wir nicht erkennen, dass wir uns nicht über sie aufregen, sondern über uns. Einen Teil von uns. Denn das sind sie. Sie sind ein großer Teil unseres Lebens und und zwar der, den wir vermeintlich hinter uns gelassen haben. Und weil es einfacher ist auf Sie zu blicken und sich zu ärgern, statt in uns selbst zu schauen. Denn das, was sie in uns auslösen, das sind wir, das sind unsere Gefühle, nicht ihre. Und weil es einfacher ist, sie zu kritisieren als nach Innen zu schauen und dort zu forschen, schauen wir auf sie. Wütend. Trotzig. Ohnmächtig. Wie kleine Kinder eben.

Unsere Eltern sind die, die uns in die Erwachsenenwelt entlassen haben. Egal wie bewusst oder unbewusst, vermeintlich gut oder schlecht sie es getan haben. Sie sind unser Tor zur Welt, wie eng oder weit es auch war, sie sind das Sinnbild der Abnabelung. Sie sind der Inbegriff der Trennung und damit auch der Enttäuschung. Denn wer trennt sich freiwillig von dem was sich gut, gesund, geborgen anfühlt?

Sie sind die Menschen, die uns die Illusion des Kleinkinds nahmen, nicht einsam zu sein. Kinder lieben immer vorbehaltlos, Erwachsene können das selten. Sie haben uns also in die Einsamkeit entlassen, nicht weil sie schlecht oder böse sind, sondern weil sie nicht anders konnten. Sie sind meist der Ursprung unserer Enttäuschung, der tiefste Kern unseres eigenen Problems. Und egal wie sehr wir uns darüber bewusst sind - sie treffen immer unseren tiefsten, verletzbaren Kern, denn sie haben ihn erschaffen. Damit wir eigenständige Erwachsene sein können.

Und Weihnachten? Es ist der Zeitpunkt an dem unser inneres Kind wieder auf die Eltern trifft die nicht so sind, wie das Kind sie sich gewünscht hatte, wie es sie dringend gebraucht hätte. Doch anstatt selbst der Erwachsene zu sein, der da steht und das Kind in den Arm nimmt, denken wir manchmal eben noch, die Eltern könnten es tun. Denn wir sind Menschen. Wir geben nicht auf zu hoffen, auch wenn wir wissen dass es keinen Sinn hat - das Hoffen auf Eltern die keine Menschen sind, sondern Götter.

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