Mein vierjähriger Sohn macht gerne Wettrennen - mit seinem Vater. Wer zuerst angezogen ist. Er zieht sich nach dem Frühstück unten im Esszimmer im Erdgeschoss an. Seine Kleidung nehmen wir morgens schon mit nach unten. Frühstücken möchte er im Schlafanzug. Während er sich anzieht, geht sein Papa zwei Stockwerke höher um sich ebenfalls umzuziehen. Damit das funktioniert, hat sich „das Wettrennen“ eingebürgert. „Wer gewinnt, gewinnt“ ohne Preis, ohne Ziel außer dem, dass der Kleine angezogen ist wenn Papa nach unten kommt. Und so möchte er manchmal dass ich ihm helfe oder er möchte einfach nur dass er nicht alleine ist dabei, obwohl „ich kann das alleine Mama“. Die Reihenfolge ist festgelegt: Erst Unterhose, dann Socken, dann Hose, dann Unterhemd und T-Shirt. Und auf keinen Fall anders herum. Und so darf ich ihm heute zusehen wie er präzise, exakt und selbstsicher in seine Kleidung schlüpft, verdrehte Stücke vorher umdreht, in der Zeit die er braucht, ohne Hektik durch das Wettrennen, unbeirrbar. Lächelnd und stolz jeden Schritt seines Tuns im Moment des Tuns seiend. Unbeirrbar wissend, dass das Socke-Überstreifen im Moment des Socke-Überstreifens für ihn das wichtigste auf der Welt ist. Das einzige auf der Welt für ihn ist. Das Bei-der-Socke-sein ihn ausfüllt, solange die Socke angezogen wird, dann genauso bei der zweiten Socke und allen anderen Teilen.
In dem Moment in dem ich sein Socken-Gesicht sehe, voller Zufriedenheit und Vertiefung, kommen mir die Tränen. Vor Glück. Vor Glück darüber, dass ich es miterleben darf, sein Vertieft sein in den Moment der Socke.
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