Die Walnuss

Manchmal versuche ich an etwas schönes zu denken, etwas glattes, helles, leichtes, so etwas wie ganz frisch gefallener, unberührter Schnee. Ich nehme es mir vor „denk jetzt an etwas Schönes, gefälligst! Komm schon!“. Und dann kommt sie doch wieder: die Walnuss. Das zerklüftete innere einer Walnuss ohne Schale. Eine rissige Walnuss, eine die nicht mehr gut ist, schon vertrocknet ist. Mit äußerst vielen Kratern und Einbuchtungen, dazu noch sehr unregelmäßige, dreckig wirkende Löcher und Furchen darin. Sich drehend vor meinem inneren Auge das ich nicht davor verschließen kann. Egal wie sehr ich an das schöne, glatte, perfekte denken will. Es kommt immer wieder die alte Walnuss. Ein bisschen wie Raumschiff Enterprise, dass vor jeder Folge unvermeidbar durch’s All rauscht sobald die Titelmusik läuft. Ich bekomme sie nicht vom inneren Bildschirm diese Walnuss. Sie macht mir Angst. Eigentlich vielleicht nur, weil ich sie ganz schön finde. Manchmal macht mir schönes Angst. Oder auch weil ich Lust darauf habe, in sie rein zu schlüpfen und nachzusehen, aus was sie ist, wie es in ihr ist, wie sie riecht und warum sie mir eigentlich so unheimlich ist. Vielleicht ist sie doch innen ganz glatt und leicht und hell, wie ich gerne wäre? Ich weiß es nicht, denn ich traue mich partout nicht in sie hinein zu kriechen wenn sie vor mir auftaucht. Vor allem weil ich weiß: Eigentlich darf sie nichts sein was ich mag, sie ist doch hässlich, dreckig, verfault. Traurig sieht sie aus. Keiner mag sie. Wieso sollte ich sie mögen. Es kann absolut nicht richtig sein, diese olle Wallnuss zu mögen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen